Freitag, 31. Mai 2024 08:38

Umweltverbände - PM Speicherbecken Kaltern

Kaltern sieht schwarz: Umweltvertreter fordern Einlenken

Die wichtigste Umweltschutzorganisation Italiens verleiht jährlich grüne und schwarze Flaggen, um auf ökologisch positive bzw. negative Entwicklungen hinzuweisen. Eine von italienweit insgesamt zehn schwarzen Flaggen ging dieses Jahr nach Südtirol und zwar an die Gemeinde Kaltern, wo durch den geplanten Bau von Speicherbecken knapp 15 Hektar gesunder Mischwald bedroht sind. Die lokalen Umweltvertreter appellieren an die Gemeinde Kaltern, das Vorhaben zu überdenken.

Die Zerstörung von 14,9 Hektar Buchenmischwald beschert der Gemeinde Kaltern die schwarze Flagge der italienischen Umweltschutzorganisation Legambiente, wobei Verluste von Wald für Verbindungsleitungen und Lagerflächen während der Bauphase bei dieser Flächenberechnung noch nicht einmal eingerechnet sind. Dabei wäre der Erhalt des Naturwaldes die wichtigste Maßnahme in puncto CO2-Senken gegen den Klimawandel. In Kaltern scheint es, habe die Gemeinde derzeit keine Bedenken, den wertvollen Buchenwald der Zerstörung freizugeben. Dabei bleiben wesentliche Fragen ungeklärt: Welche Wassermenge benötigt die Landwirtschaft tatsächlich? Woher soll das Wasser für die Befüllung der Speicheranlagen kommen? Werden ernsthafte Alternativen zum Standort im Gemeindewald, der der Allgemeinheit gehört, in Betracht gezogen?
Wie soll das zu speichernde Regenwasser aus den versiegelten Wohngebieten in die höhergelegenen Speicherbecken gelangen? Wo in den veröffentlichten Unterlagen ist die propagierte Sammlung von Regenwasser vorgesehen, wo sind die erforderlichen Speicher, Leitungen, Pumpen geplant? Entspricht das gesammelte Straßenwasser überhaupt den Qualitätskriterien für Bewässerungswasser?

Naturnahe Lösungen, um den Wasserhaushalt zu stärken

Erst vor einigen Tagen hatte die lokale Initiativgruppe “UNSER WALD” den Gemeinderat von Kaltern zu einem Expertengespräch eingeladen, unter anderem war Carmen De Jong, Professorin für Hydrologie von der Universität Straßurg, anwesend. Die Professorin hatte vorab auch die Standorte der geplanten Speicherbecken besichtigt und erklärt, dass das vorliegende Projekt überholt sei: Speicherbecken funktionieren nur so lange genug Wasser vorhanden ist; Versiegelungen im Wald, wie sie Speicherbecken bedeuten, führten dazu, dass fruchtbarer Boden abstirbt und Wasser versiegt. Außerdem wären die Speicherbecken bedeutender Verdunstung ausgesetzt. Das heißt: Speicherbecken würden das zur Verfügung stehende Wasser reduzieren, wie es aus diversen Forschungsprojekten zum Thema Dürre in Bergebieten als auch in der Ebene eindeutig und weltweit hervorgeht. Um Wasser zu erhalten und zu gewinnen, müsse der Wald erhalten und die Natur gestärkt werden; es brauche sogenannte „natural based solutions“, naturnahe Lösungen, um den Wasserhauhalt zu stärken.

Die Natur nicht kurzfristigen Interessen opfern

In Kaltern geht man derzeit genau in die gegenteilige Richtung. Trotz aller wissenschaftlichen Bedenken und der Ablehnung aus der Bevölkerung wird das fragwürdige Projekt von der Gemeinde Kaltern und dem Bodenverbesserungskonsortiums, das das Projekt vorgeschlagen hat, vorangetrieben. „Es braucht hier dringend einen Perspektivenwechsel“, fordern die lokalen Umweltgruppen: „Wir alle, allen voran die Landwirtschaft braucht eine intakte Umwelt, um langfristig den Herausforderungen des Klimawandel zu begehen. Mit einem dermaßen großen Eingriff sägen wir auf dem Ast, auf dem wir sitzen. Kurzfristigen ökonomischen Interessen zu folgen, wird uns langfristig wirtschaftlich schaden. Der Boden, das Wasser sind keine Ressourcenlagerstätte.“
Der Wald ist ein Allgemeingut für Erholung und Gesundheit aller Kalterer Bürger, auch diese sozialen und ökologischen Aspekte gehören berücksichtigt, fordern die Umweltvertreter. Und weiter: „Auch wenn von Seiten der Projektwerber aktuell versucht wird, die vielen fehlenden Daten und Schwachstellen des Projektes mit schönen Versprechen zu übergehen, appellieren wir an die Verantwortungsträger, ein klares Bekenntnis zur Natur und für die künftigen Generationen abzugeben. „So bleibt es uns überlassen, ob wir aufstehen, um uns für unser schönes Land einzusetzen, oder passiv bleiben und damit unser größtes Kapital – die Natur und die Landschaft – kurzfristigen Interessen opfern.“

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