Bei der Vorstellung der Studie zur Untersuchung der negativen Effekte auf die Gesundheit abhängig vom Wohnort stellte der zuständige Gesundheitslandesrat fest, dass jemand, der räumlich ganz nahe an einer viel befahrenen Straße wohnt, allein deswegen keinem höheren gesundheitlichen Risiko ausgesetzt ist. Dieses Risiko sei in Ballungsräumen höher. Was allerdings nicht gesagt wurde: Die Emissionen des Verkehrs - Schadstoffe, Feinstaub, Lärm - tragen in erheblichem Maß zur Gesundheitsbelastung in Ballungszentren bei. Daher ist die vereinfachende Aussage, dass Ballungsräume gesundheitsbelastender als Verkehrsachsen sind, sehr gefährlich, impliziert sie doch, dass es an stark befahrenen Verkehrsachsen gesundheitlich unbedenklich sei.
Bestes Beispiel dafür sind die Ergebnisse des Programmes zur Reduzierung der NO2-Belastung in Südtirol, ausgearbeitet von der Landesumweltagentur. Dort wird unter anderem für die Stadt Bozen festgestellt: „Der berechnete Wert ... beträgt 53 Mikrogramm/m³. ... Nichtsdestotrotz bleibt der Autobahnverkehr die größte Emissionsquelle.“ Für Brixen hingegen sagt die Studie folgendes: „Problematisch bleibt die Situation entlang der Brennerautobahn. ..., andererseits sind die Emissionen des Autobahnverkehrs im Vergleich zu den anderen Emissionsquellen überproportional hoch...“
In beiden Ballungszentren wird zweifelsfrei die Autobahn als Hauptverursacher für die hohe NO2-Belastung identifiziert. Dass durch die erwähnte Summenwirkung in einem Ballungsraum die Werte über jenen neben der Autobahn außerhalb von Ballungszentren liegen, leuchtet ein. Doch auch abseits der Ballungszentren liegen die aktuellen Werte der Autobahn über den ab 2015 obligatorischen Grenzwert von 40 Mikrogramm/m³, wie von der Umweltagentur in genanntem Programm festgestellt: „Das Überschreitungsgebiet A22 (ohne Bozen und Brixen) erstreckt sich in Südtirol auf einer Länge von 116 km und einer Breite von ca. 420 m entlang der Brennerautobahn.“ Dabei werden die Grenzwerte auch um das Doppelte überschritten, wie die Jahresmittelwerte an den Messstellen in Neumarkt in Feldthurns, Fraktion Schrambach und in Sterzing mit 83 Mikrogramm/m³, 67 Mikrogramm/m³ bzw. 67 Mikrogramm/m³ zeigen. Insgesamt betrifft dies in Südtirol über 40.000 Menschen, immerhin 8% der Bevölkerung.
Diese Zusammenhänge bei der gestrigen Präsentation durch LR Theiner nicht zu erwähnen ist allerdings fahrlässig.