Aufgrund der Corona-Verordnungen müssen wir in den Wohnungen bzw. Häusern bleiben; wir dürfen uns nicht weit davon entfernen, können nicht in den Wald, auf Waalwege, ins Gebirge ausweichen. Es bleibt für viele Menschen also nur ein Spaziergang „rund ums Haus“ - dort befinden sich oft mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln behandelte Obst- und Weinbauflächen.
Seit einiger Zeit und in den nächsten Wochen sind viele Bauern mit ihren Sprühgeräten in den Apfelanlagen unterwegs und versprühen je nach Schädling oder Pilzkrankheit auf Empfehlung unterschiedliche Pestizide, wie z.B Trebon, Delan, Reldan... Wenn z.B. Trebon und/oder Reldan gespritzt wird, sterben nicht nur Bienen, sondern viele bestäubende Insekten - Schädlinge und Nützlinge. Anstatt Biodiversität zu fördern, wird sie zerstört. Reldan (=Phosphorester Chlorpyrifos Methyl) ist in Südtirol noch bis 16. April 2020 zugelassen; in Deutschland wurde Chlorpyrifos bereits 2009 verboten.
Es gibt einige schwarze Schafe unter den Bauern, die bei stärkerem Wind mit dem Sprühgerät unterwegs sind, der Großteil der Bauern hingegen arbeitet – in frostfreien Nächten – in der Nacht. Dies hat für bestäubende Insekten, wie z.B. Bienen den Vorteil, dass die Spritzbrühe eintrocknet und so von diesen nur in geringerem Maße aufgenommen wird. Dennoch: die Luft ist auch in der Nacht für die umliegenden Wohngebiete kontaminiert. Viele von uns atmen Pestizide ein und das in einer Zeit, in der wir alle unser Immunsystem stärken sollten. Insbesondere Menschen mit Atemwegserkrankungen und andere Personen, die zur CoVid19-Risikogruppe gehören, werden also zusätzlich zu Corona durch die Ausbringung von Pestiziden belastet.
Laut „Beipackzettel“ - sprich Sicherheitsdatenblatt - gibt es für die einzelnen Spritzmittel Zeiträume, in denen Menschen die mit Pestiziden behandelte Fläche nicht betreten sollen, weil gesundheitsgefährdend. Dabei handelt es sich um die sogenannten „Wiedereintrittszeiten“; Chlorpyrifos hat beispielsweise eine Wiedereintrittszeit von 48 Stunden. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt, der die Problematik dieser landwirtschaftlichen Praxis aufzeigt.
Die Umweltschutzgruppe Vinschgau, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Malser Weg rufen die Verantwortlichen im Bauernbund, Beratungsring und in der Landesregierung auf, folgende Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung zu ergreifen:
a) transparente Information an die Bürger*innen – nicht nur an Imker - darüber, was derzeit gespritzt wird, damit sich jede/r schützen kann und einen Hinweis „Betretungsverbot“ mit Angabe des Datums und der Zeiten (von … bis ...);
b) Kontrolle durch die lokalen Behörden (Polizei, Forstbehörde), auf dass die rechtlich verankerten Abstandsregelungen zum Siedlungsgebiet gewährleistet sind und Abdrift verhindert wird;
c) umgehende Maßnahmen zur Förderung einer ökologischen Landwirtschaft und zur Unterstützung eines Konsumverhaltens, das biologisch-produzierten Lebensmitteln den Vorrang gibt.
Umweltschutzgruppe Vinschgau
Dachverband für Natur- und Umweltschutz
Der Malser Weg