Es ist zwar erfreulich, aber eigentlich nicht verwunderlich, dass sich die SVP-Bezirksobleute in Vorbereitung auf die Wahlen am kommenden Wochenende und im Herbst plötzlich lautstark für den Schutz der Südtiroler Bevölkerung entlang der Brennerautobahn einsetzen wollen. Allerdings beschränken sich die SVP-Obleute in ihrer Forderung auf wenig aussagekräftige Schlagwörter wie „Umweltmaßnahmen“ und „mehr Lebensqualität“.
Was dürfen sich die Südtiroler Wähler/-innen denn konkret darunter vorstellen? Vor wenigen Tagen stellte der Dachverband für Natur- und Umweltschutz in einem offenen Brief an den Landeshauptmann und den Präsidenten der Brennerautobahngesellschaft zum wiederholten Male fünf konkrete Umweltmaßnahmen zum Schutz der lärm- und abgasbelasteten Anrainer der A22 vor: Nachtfahrverbot für LKWs, Mauterhöhung zur Verhinderung von Umwegverkehr, sektorales LKW-Fahrverbot für den Transport von Müll, Bauschutt, Rundholz, Kraftfahrzeugen etc., Autobahneinhausungen in Stadtbereichen und Geschwindigkeitskontrollen durch einen „Tutor“.
Diese in Nordtirol und teils auch auf norditalienischen Autobahnen bereits implementierten Vorschläge wurden in der Vergangenheit sowohl von der Landesregierung als auch von der A22 immer wieder ignoriert oder abgelehnt, mit Verweis auf den uneinsichtigen Sündenbock ANAS. Dabei hätte die A22 einen Teil ihrer Gewinne längst auch ohne Verpflichtung durch die ANAS in Umweltmaßnahmen entlang der A22 investieren können, wenn sie gewollt hätte. Für die dritte Spur von Verona bis Modena wurden jedenfalls 752 Mio. € bereitgestellt. Wenn es der Landesregierung und der A22 wirklich ernsthaft um den Schutz der Autobahn-Anrainer ginge, würden sie die Anrainer nicht mit in Berggebieten völlig unnützen Lärmschutzwänden oder einem Hallenbad als Ausgleich abspeisen, wie letzthin von Unterlands SVP-Bezirkschef Schiefer gefordert.
Der Brixner Gemeinderat hatte im März 2007 nach erfolgter Informationsveranstaltung mit Experten aus Bozen und Innsbruck zum Thema Autobahneinhausung einen Beschlussantrag angenommen, demzufolge zusammen mit der Gemeinde Vahrn die Einhausung der A22 im Wohngebiet verlangt werden sollte. Der Vorstoß blieb erfolglos.