Montag, 24. Oktober 2016 10:05

Transit/A22 - Statt Weniger immer noch Mehr

Am Brenner hat der LKW-Verkehr in den ersten neun Monaten des Jahres wieder um 5% zugenommen und von Seiten der Verantwortlichen wird nichts unternommen, um ihn einzudämmen.

Diverse Aussagen von verschiedenen Wirtschaftsverbänden müssen revidiert werden, denn  folgende Tatsachen sprechen eine deutliche Sprache:

- Der LKW-Verkehr über den Brenner nimmt weiterhin zu, weil er laut VCÖ (Verkehrsclub Österreich) über den schweizerischen Alpenübergängen abnimmt. Die Transportfirmen wählen bewusst die 300 Kilometer längere Strecke über den Brenner, anstatt durch die Schweiz zu fahren, weil in Südtirol die Kosten für einen Kilometer 15 Cent und in der Schweiz 70 Cent betragen. Es findet also eine weitere Verlagerung des LKW-Verkehrs von der Schweiz über den Brenner statt und damit ist ein Drittel des Verkehrs über den Brenner unnötiger Umwegverkehr.    

- 90% des LKW-Verkehrs ist (immer laut VCÖ) Transitverkehr, folglich sind nur 10% hausgemacht und nicht ein sehr großer Anteil, wie A22-Direktor Pardatscher behauptet.

- Die Handelskammer wehrt sich weiterhin gegen das sektorale Fahrverbot, mit dem Güter - wie Bauschutt, Müll, Holz u.a.m. - von der Straße auf die Schiene gebracht werden sollten. Im Gegenteil, ihr Präsident Michl Ebner erwägt sogar in der EU das in Nordtirol ab 1. November einzuführende sektorale Fahrverbot zu kippen.

- Der Präsident der Handelskammer scheint auch nichts von einer von der Gemeinde Bozen angestrebten Geschwindigkeitsreduzierung auf 90 km/h im Bozner Gemeindegebiet zu halten. Auf einer Strecke von 5 Kilometern würde sich die Fahrzeit lediglich um etwas mehr als 1 Minute verlängern. Etwas mehr als eine Minute scheint also der Wirtschaft zu viel zu sein, um die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen?    

- Auch schreibt der Handelskammer-Präsident in seiner Pressemitteilung, dass sich die C02-Belastung durch die Verkehrsreduzierung nur gering vermindern würde und so die Bevölkerung keine signifikante Luftverbesserung zu erwarten hätte. Hier liegt wohl ein Informationsdefizit vor, denn erstens ist die C02-Belastung für die Klimaerwärmung verantwortlich und erst in einer hohen Konzentration für den Menschen toxisch und zweitens scheint er wohl C02 (Kohlendioxid) mit NO2 (Stickstoffdioxid) zu verwechseln, welches besonders im Winterhalbjahr öfters über den zulässigen Grenzwert ansteigt und so die Gesundheit der in diesen Tälern lebenden Menschen beeinträchtigt.

- Weiters erwähnt Michl Ebner in seiner Presseaussendung, dass die Staubildung bei einer Geschwindigkeitsreduzierung auf 90 km/h zunimmt. Internationale wissenschaftliche Studien belegen allerdings, dass die Staugefahr bei einer kontinuierlichen Geschwindigkeit von 80 km/h am geringsten ist, da sich der Sicherheitsabstand zwischen den Autos verringert und dadurch die maximale Anzahl an Autos durchgeschleust werden kann.

 

Es stellt sich also eine Reihe an Fragen: Was gedenkt die Landesregierung zu tun, um dem immer mehr ansteigenden LKW-Verkehr am Brenner zu begegnen und unser Land und unsere Leute vor der immer weiter zunehmenden Lärm- und Schadstoffbelastung zu schützen? Denn Fakt ist: Den Brenner passieren mehr LKWs als insgesamt über alle restlichen Alpenübergänge zusammengezählt!
Wie steht die Landesregierung zu einer Mauterhöhung für LKWs, um den Umwegverkehr von über 600.000 LKWs im Jahr zu vermeiden? Wie zu einem sektoralen Fahrverbot? Wie zu den Nachtfahrverboten für LKWs und zu den Geschwindigkeitsbegrenzungen? Wie zu den permanenten Attacken der Handelskammer, welche den freien Warenverkehr über das Wohl von Land und Leuten stellt?
Was ist aus dem Beschluss des Landtags vom 6. Februar 2013 geworden? In diesem wurde nämlich Folgendes festgehalten: ”Es bedarf daher dringend aufeinander abgestimmte Maßnahmen, um gegenüber den anderen Alpentransitrouten gleiche Bedingungen herzustellen und dem alpenquerenden Gütertransit das Prinzip des kürzesten Weges Straße/Schiene anzubieten.”

 

Darauf hätten wir gerne konkrete Antworten von den zuständigen Politikern!

Klauspeter Dissinger - Vorsitzender
Dachverband für Natur- und Umweltschutz

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