Der Südtiroler Tourismus blickt auf einen Rekordsommer zurück. Beneidenswerte Zuwachsraten, von denen andere Wirtschaftssektoren im In- und Ausland nur träumen können. Dabei handelt es sich nicht um ein erneutes Wachstum nach einer längeren Durststrecke. Im Gegenteil, bereits in den letzten Jahren zeigten die Zahlen im Tourismus grundsätzlich nur in eine Richtung, nämlich nach oben. Daher ist dieser erneute Sprung umso bemerkenswerter.
Viel besser hätte das Timing für diesen neuen Rekord auch nicht kommen können, hat sich die Südtiroler Bevölkerung doch im Juni diesen Jahres mit einem satten Nein gegen den Bozner Flugplatz gestellt. Von Befürworter-Seite wurde natürlich auch der Tourismus als gewichtiger Wirtschaftsfaktor ins Feld geführt, der von einem Ausbau des Flugplatzes profitieren würde und bei einem Nein Schaden nehmen könnte. Nun zeigt sich, dass der Flugplatz und seine Wirkung völlig überbewertet wurde. Die heurigen Rekord-Zuwachszahlen liegen weit über dem, was der Effekt des ausgebauten Flugplatzes auf den Tourismus bewirkt hätte – in einigen Jahren. So zumindest die Prognosen der Befürworter.
Es zeigt sich, der Südtiroler Tourismus ist sicherlich nicht auf den Bozner Flugplatz angewiesen. Marke und Destination sind stark genug, dass die Leute auch so zu uns finden. Mit einem Flugplatz bestünde höchstens die Möglichkeit, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer noch weiter und schneller sinkt. Und dies kann nicht im Interesse der Touristiker sein.
Erfreulich auch die ersten Kommentare zu den Zahlen von IDM-Präsident Thomas Aichner, der die Qualität nun stärker forcieren möchte, als die Quantität. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz hofft, dass diese Strategie auch einen effizienteren und schonenderen Umgang mit unseren natürlichen Ressourcen bedeutet. Denn Tourismus ist ein unverzichtbarer Wirtschaftsmotor für Südtirol, gleichzeitig aber auch energie-, natur-, landschaftsintensiv. In einigen Bereichen liegen wir bereits über der Schmerzgrenze, wie wir jedes Jahr im Sommer rund um die Dolomitenpässe und auch jährlich um den 8. Dezember auf den vielen Weihnachtsmärkten sehen. Änderungen und Richtungskorrekturen tun hier dringend Not. Am einfachsten geht das aus einer Position der Stärke heraus, wie eben nach einer derart erfolgreichen Sommersaison.