Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz mahnt bereits seit Jahren an, dass ab dem 01. Jänner 2015 die europäischen Grenzwerte für Luftschadstoffe zwingend einzuhalten sind. Obwohl in den vergangenen Jahren der Jahresgrenzwert für die Stickoxid-Belastung entlang der Brenner-Autobahn ständig überschritten wurde, wurden nur sehr zögerlich wenige Alibi-Maßnahmen gesetzt. Diese erwiesen sich als ungeeignet, die Situation entscheidend zu verbessern.
Im Falle von erhöhten Stickoxid-Werten geht es nicht um irgendwelche abstrakten Grenzwerte, sondern um eine Gesundheitsgefährdung der betroffenen Personen. Laut einer Studie des Schweizer Bundesamtes für Umwelt BAFU aus dem Jahr 2014 belaufen sich die jährlichen Folgekosten der Luftverschmutzung in der Schweiz auf mehrere Milliarden. Zudem führen Luftschadstoffe nachgewiesenermaßen zu ernsthaften Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und haben umgerechnet auf Südtirol zirka 200 vorzeitige Todesfälle pro Jahr zur Folge.
Während von offizieller Seite bei jedem sich bietenden Anlass die Euregio strapaziert und auf eine verstärkte Zusammenarbeit gedrängt wird, scheint dies für den motorisierten Verkehr nicht zu gelten. Würde die Landesregierung den Euregio-Gedanken so ernst nehmen, wie sie ihn immer wieder postuliert, müsste sie zum Schutz und Wohlergehen der eigenen Bevölkerung bewährte Maßnahmen aus Nordtirol auch auf der A22 einführen. Dazu gehört neben der Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 100 km/h auch das sektorale Fahrverbot. Regeln wirken aber nur, wenn sie kontrolliert und eingehalten werden. Dies zeigt sich am Beispiel der Inntal-Autobahn in eindrucksvoller Weise. Denn in Nordtirol halten sich auch all jene an die Geschwindigkeiten, die hierzulande gegen wirksame Verkehrs-Maßnahmen zum Wohle der Gesundheit ständig nur nörgeln und sich beschweren.
Konkret und kurzfristig lösen ließe sich die Stickoxid-Problematik schon allein durch die Anpassung der Schwerverkehrs-Maut auf der Brennerautobahn an umliegende Alpenübergänge. Ganze 600.000 Transit-Lkws pro Jahr – immerhin ein Drittel des gesamten Schwerverkehrs über den Brenner – würden so von heute auf morgen verschwinden. Aktuell sitzen im römischen Parlament so viele Südtiroler Vertreter wie noch nie. Während authentische Interpretationen sofort und unverbindliche Finanzierungszusagen für den BBT in schöner Regelmäßigkeit in Angriff genommen werden, hat sich noch kein politischer Vertreter, weder in Südtirol noch in Rom, sonderlich zur Lösung der Stickoxid-Belastung entlang der A22 hervorgetan.