Montag, 06. Mai 2002 09:41

Seiser Alm in Gefahr

Letzte Ruhezone auf der Seiser Alm in Gefahr - Die Seiser Alm in den Südtiroler Dolomiten ist mit 50 Quadratkilometern die größte Hochalm Europas und stellt eine Besonderheit des alpinen Raumes dar. Rekord-verdächtig ist die Seiser Alm auch wegen ihres Besucher- und Verkehrsaufkommens, werden doch an Spitzentagen bis zu 3000 Fahrzeuge und 15.000 Touristen gezählt. Dennoch gibt es in diesem Landschaftsschutzgebiet eine Ruhezone zwischen Saltria (Seiser Alm) und Monte Pana auf Grödner Gebiet, die jetzt von einer vier Kilometer langen und auf 32 Stützen gebauten Umlaufbahn durchquert werden soll.


Alle Umweltorganisationen des Landes, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz, der Alpenverein Südtirol, der Landesverband für Heimatpflege, die Lia per Natura y Usanzes und die Lia da Mont haben sich aus den mehreren Gründen gegen dieses neue Liftprojekt ausgesprochen.
Der geplante Verbindungslift von Saltria nach Monte Pana wäre über vier Kilometer lang und müsste auf circa 32 Stützen gebaut werden. Er würde durch äußerst hochwertigen Wald am Fuße des Lang- und Plattkofels führen.
Das von der geplanten Liftverbindung betroffene Gebiet zwischen Monte Pana und Saltria ist als Pufferzone zwischen der Seiser Alm und dem Grödnertal zu verstehen. Zwischen diesen von Touristen überlaufenen Gebieten ist die Ruhezone auf dem Hochplateau um die Seiser Alm sehr wertvoll; sie muss unbedingt erhalten bleiben.  
Das außergewöhnliche Naturareal befindet sich nur eine halbe Stunde vom Zentrum von St. Christina entfernt. Es dient jenen Menschen als Wandergebiet, die abseits vom Skizirkus Natur erleben wollen. Besonders im Sommer wäre das ganze Gebiet von Stützen und Seilen verunstaltet.
Das betroffene Gebiet liegt inmitten des Landschaftsschutzgebietes Seiser Alm. Das Land Südtirol selbst hat dieses Gebiet mit einem eigenen Gesetzesdekret schon 1974 unter Schutz gestellt. Deshalb sollten hier die Ziele des Landschaftsschutzes absolute Priorität haben und landschaftliche Schäden vermieden werden.
Im Bereich des wertvollen Quellschutzgebietes im Bereich der Confinböden wäre eine Zwischenstation der Umlaufbahn geplant. Dieses Gebiet, aus dem die Gemeinde St. Ulrich Trinkwasser bezieht, muss um jeden Preis unangetastet bleiben.
Die unterfertigten Verbände und Vereine weisen auf folgende zum Teil bestehende Alternativen zum Bau des Verbindungsliftes Saltria – Monte Pana hin, die das Grödner Tal und die Seiser Alm jetzt schon verbinden.
Die Seiser Alm ist von St. Christina und Wolkenstein aus über die Skipisten Col Raiser und Seceda-Alm erreichbar. Durch den anschließenden Tunnel und die Umlaufbahn von St. Ulrich können die Skifahrer auf die Seiser Alm gelangen.
Für jene, die nicht die Skipisten benützen möchten, besteht die Möglichkeit, den ständig verkehrenden Tal-Schibus bis nach St. Ulrich zu benützen um dann wieder mit der Umlaufbahn auf die Seiser Alm zu gelangen.
Zwei Südtiroler Gemeinden sind von der geplanten Liftverbindung betroffen. Die Gemeinde Kastelruth hat die Liftverbindung von der Seiser Alm (Saltria) nach Monte Pana bereits befürwortet und diesen Vorschlag zur weiteren Bearbeitung an die zuständigen Stellen des Landes Südtirol weitergeleitet. Demnächst muss sich die zweite betroffene Gemeinde St. Christina in Gröden äußern. Inzwischen haben sich über die Medien auch der Landeshauptmann von Südtirol und der Landesrat für Natur und Umwelt gegen das neue Liftprojekt und für die Erhaltung der unberührten und unter Landschaftsschutz stehenden Zone ausgesprochen. So lange die Betreiber des Projektes kein Einsehen haben, brauchen die Umweltorganisationen jede Unterstützung.

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