Damit liegt nicht nur die Belastung durch den Transit für Mensch und Natur entlang der Brennerstrecke auf einem konstant unerträglich hohen Niveau, die Verkehrsbelastung steigt auch noch schneller als an den französischen Übergängen, in der Schweiz hingegen ist der Transitdruck sogar rückläufig.
Mit der EU-Richtlinie 2008/50/EG wurde in der gesamten Europäischen Union für Stickoxide in der Luft ein seit 2010 verbindlicher Jahresmittel-Grenzwert von 40µg/m³ eingeführt. Entlang der gesamten Brennerautobahn auf Südtiroler Seite werden diese Grenzwerte seit ihrer Einführung durchwegs überschritten und damit wird kontinuierlich europäisches Recht gebrochen.
Der Air Quality Report 2020 der Europäischen Umweltagentur weist für die EU-Mitgliedsstaaten rund 54.000 vorzeitige Todesfälle aus, die auf NO2 zurückzuführen sind.
Als Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz in Südtirol ersuche ich Sie aus den genannten Gründen mit Nachdruck, sich in erster Linie und mit Ihrem vollen politischen Engagement für die Gesundheit und Unversehrtheit der belasteten Bevölkerung entlang der Brennerachse einzusetzen. Sie haben alle notwendigen Instrumente in der Hand, um konkrete und kurzfristig spürbare Maßnahmen umzusetzen. Eine Nivellierung der Maut und sonstigen Abgaben aller Alpenübergänge auf das Schweizer Niveau würde den großen Anteil des Umweg-Verkehrs am Brenner deutlich reduzieren und den Umstieg von der Straße auf die Schiene forcieren. Zudem ist das Dieselprivileg entlang des gesamten Brennerkorridors abzuschaffen. Die Bevölkerung entlang der Brennerachse leidet seit Jahrzehnten unter der ständig steigenden Transitbelastung. Sie können nicht mehr auf mittel- bis langfristige Maßnahmen wie etwa den Brennerbasistunnel warten, der frühestens in zehn Jahren genutzt werden kann und bei dem in Italien und Deutschland noch kein Meter Zulaufstrecke geplant ist.
In diesem Zusammenhang unterstützen wir alle bereits auf Nordtiroler Seite vorgesehenen und umgesetzten Verkehrsmaßnahmen wie etwa das sektorale Fahrverbot und die Blockabfertigung für den Schwerverkehr sowie die Geschwindigkeitsreduzierung für den PKW-Verkehr und erachten es als sinnvoll, diese auf den gesamten Brennerkorridor auszudehnen.
Auch Sie sind für die Gesundheit und das Wohlergehen der Menschen entlang der Brennerachse verantwortlich. Setzen Sie jetzt konkrete Schritte, um deren Lebensqualität spürbar zu erhöhen.
Im Vertrauen darauf verbleibt mit den besten Grüßen
Klauspeter Dissinger
Vorsitzender
Dachverband für Natur- und Umweltschutz