Grundlegende Erkenntnisse aus der Stauforschung zeigen eindeutig, dass der größte Verkehrsfluss im homogenen System erreicht wird, bei dem alle Fahrzeuge maximal 100 Km/h, idealerweise aber zwischen 80 und 90 km/h fahren, weil bei dieser Geschwindigkeit das Verhältnis von Sicherheitsabstand (Platzbedarf!) und Reisegeschwindigkeit ideal ist. Bei höherer Geschwindigkeit nimmt nicht nur der Sicherheitsabstand zu (und damit die Verkehrsdichte ab), sondern auch das häufige Spurwechseln erhöht die Staugefahr. Somit steigt die Umweltbelastung nicht nur durch den erhöhten Benzinverbrauch bei höheren Geschwindigkeiten, sondern auch durch den vermehrt stehenden Verkehr. Dies sollte Herr Dorfmann bei seinen Prognosen zur Verkehrsbelastung auf der A22 berücksichtigen.
Nicht ganz nachvollziehen können wir die Aussage von Herrn Dorfmann, dass in Italien Geschwindigkeitskontrollen schwierig durchzuführen seien. Seit Jahren gibt es auf den Autobahnen in der Poebene das sog. Tutor-System, in Österreich unter dem Begriff „Section Control“ bekannt. Dabei wird die Fahrzeit auf einem Autobahnabschnitt gemessen und daraus die Durchschnittsgeschwindigkeit berechnet. Bei einer Überschreitung kommt es zur Ahndung des Verkehrsteilnehmers. Die Einführung dieses Systems hat der Dachverband für Natur- und Umweltschutz bereits mehrfach der A22 sowie der Politik vorgeschlagen, allerdings leider bis dato ohne Erfolg. Dass es aber effizientere Geschwindigkeitskontrollen auf der A22 braucht, darin ist sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz mit Herrn Dorfmann einig.
Überrascht zeigen wir uns von Herr Dorfmanns Vorwurf, der den Dachverband auch noch für die nicht erfolgte Verlagerung des Schwerverkehrs von der Straße auf die Schiene verantwortlich machen möchte. Dies weisen wir strikt zurück, denn genau die Umweltschützer haben immer von einer zusätzlich vorhandenen Kapazität auf der bestehenden Eisenbahnlinie hingewiesen. Allerdings haben wir gleichzeitig eine Modernisierung des Rollmaterials gefordert, damit die Anrainer der Bahnlinie nicht weiterhin vom ohrenbetäubenden Lärm geplagt werden.
Die Südtiroler Politik, einschließlich Europaparlamentarier Dorfmann, vertröstet die leidgeplagten Wipp-, Eisack- und Etschtaler dagegen seit Jahrzehnten mit dem BBT, der frühestens in zehn Jahren fertiggestellt wird. Die wichtigen Zulaufstrecken, ohne die der BBT eine Kathedrale in der Wüste bleibt, sind noch nicht einmal geplant, ganz zu schweigen von einer Finanzierung.
Welche Maßnahmen, die die Lärm- und Luftbelastung entlang der Brennerachse kurzfristig bis mittelfristig verbessert hätten, kann aber Herr Dorfmann vorweisen?