Von den alten Versprechungen der Landesregierung wurden so gut wie alle gebrochen: Von Rentabilität keine Spur, die Flugbewegungen pro Tag werden verdoppelt, das Areal ausgeweitet. Nun ist die Chronologie von Pleiten, Pech und Pannen rund um den Flughafen Bozen um eine groteske Facette reicher.
Mangelnde Sensibilität gegenüber der besorgten Bevölkerung zeigt die Landesregierung durch das de-facto-Einsetzens eines Transportunternehmers zum Präsidenten des Flugplatzes. Denn - der Flugplatz Bozen ist eine öffentliche Einrichtung, finanziert mit den Steuergeldern aller Bürgerinnen und Bürger, benutzt aber nur von einigen wenigen. Zugleich ist der Flugplatz die Ursache von Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und Flächenverbrauch. Eine Person an der Spitze eines öffentlichen Flugplatzes sollte natürlich fachlich kompetent sein, dabei aber den ökologischen und sozialen Zusammenhang im Auge behalten können.
Fercam-Chef Thomas Baumgartner erfüllt diese Voraussetzungen nicht. Er verdient sein Geld im Transportwesen, unter anderem mit dem Gütertransport via Flugzeug. Seine Sicht des Flugverkehrs ist sehr einseitig profitorientiert. Das ist ihm als Unternehmer und Wirtschafts-Lobbyisten nicht zum Vorwurf zu machen. Der Vorwurf richtet sich viel mehr an die Landesregierung, die eine solche Person an die Spitze des Flugplatzes stellt. Würde die Landesregierung etwa einen Pharma-Hersteller zum Chef eines Krankenhauses machen oder einen Motorsportler zum Verantwortlichen für Verkehrssicherheit? Wohl eher nicht ...
Wie auch immer - die Landesregierung beweist, dass sie seit den massiven Anti-Flugplatz-Protesten vor zehn Jahren nichts, aber auch gar nichts dazu gelernt hat. Aktuelle Beispiele: Bau des Motorsportzentrums Frizzi Au trotz größten Widerstandes in der Bevölkerung; intensive Aufklärungskampagne zum Müllverbrennungsofen Bozen - aber erst nachdem (!) alle Entscheidungen gefallen sind; Einsetzung eines Transportunternehmers an die Spitze einer öffentlichen Verkehrs-Infrastruktur. Und natürlich der berüchtigte Brennerbasistunnel, der an der Bevölkerung vorbei mit Gewalt durchgedrückt wird. Er wird den Flugplatz bei weitem übertreffen, was die gebrochenen Versprechungen von Durnwalder & Co. betrifft. Die negativen Auswirkungen werden aber ungleich größer sein.
Der Dachverband fordert die Landesregierung im Sinne einer nachhaltigen Umweltpolitik auf, endlich vom Prinzip der "Politik des Stillen Kämmerchens" abzugehen und in einen offenen, partnerschaftlichen Dialog mit der Bevölkerung zu treten.