In diesen Tagen sind die Experten des UVP-Beirats gefordert, die Umweltauswirkungen der Ausbaupläne für den Bozner Flughafen einzuschätzen. Werden diese als „erheblich“ eingestuft, müssen die Ausbaupläne ein ordentliches UVP-Verfahren durchlaufen. „Alles andere wäre bei einem Projekt dieser Größenordnung absolut unerklärlich“, so der Präsident des Dachverbandes, Klauspeter Dissinger.
Sein Verband hat in seiner Stellungnahme zum Umweltscreening eine Reihe von Fragen und Zweifeln aufgeworfen und noch einmal unterstrichen, wie sehr ein Flughafenausbau Mensch und Natur belasten würde. „Schließlich geht es um bis zu 70 Flugbewegungen pro Tag – im Durchschnitt!“, so Dissinger. Dies sei vor allem wegen des Lärms ein enormes Problem. „Im Konzept spielt man dieses Problem herunter, weil man die Überlagerung von Lärmquellen in einem ohnehin schon stark belasteten Gebiet ausblendet“, so der Dachverbands-Präsident.
Das zweite Problem, das weitgehend unter den Teppich gekehrt werde, sei jenes der Emissionen. Die Emissionswerte im Konzept seien unvollständig berechnet, etliche Emissionsquellen würden außer Acht gelassen, erklärt Andreas Riedl, Geschäftsführer des Dachverbands: Es fehlten etwa die Warteschleifen, die Flugzeuge über Bozen ziehen müssten, es fehlten die Emissionen des Zubringer-Verkehrs. „So kommt man zu Daten, die sich von denen von der TU Wien 2007 berechneten völlig unterscheiden“, so Riedl.
Allerdings kommt man selbst mit diesen unvollständigen Berechnungen und im Vergleich zum Masterplan zu enormen Mehrbelastungen. „Auf den Low Case des Konzeptes ist es allein bei den Stickoxiden eine Steigerung um ca. 300%, im Vergleich zum Base Case bereits über 500% und hin zum High Case immerhin +700%“, heißt es in der Stellungnahme des Dachverbandes. Und weiter: „Legt man den drei Szenarien des Konzeptes die Ist-Situation der Emissionen des Bozner Flugplatzes zugrunde, sind diese an sich bereits erheblichen Steigerungen viel wesentlicher. Und dies alles in einem Gebiet, das ohnehin schon über den Grenzwerten der EU liegt.“
Damit spricht der Dachverband ein weiteres grundsätzliches Problem an. Als Referenz werde im Konzept stets der Masterplan herangezogen. „Dieser ist aber nie verwirklicht worden, man müsste die Situation deshalb mit dem Ist-Zustand vergleichen, um die Folgen richtig einschätzen zu können“, so Riedl, der zudem zu bedenken gibt, dass belastbare Daten und Fakten fehlen: Das Flughafen-Konzept geht von beispielhaften Daten aus und empfiehlt „unbedingt“ selbst eine Marktstudie.
Die für das Umweltscreening eingereichten Unterlagen berücksichtigten nicht alle für eine Beurteilung der zu erwartenden Umweltauswirkungen notwendigen Informationen, so das Fazit des Dachverbandes. „In jedem Falle ist aufgrund der oben angeführten Argumente eine ordentliche Umweltverträglichkeitsprüfung zwingend notwendig, um die Auswirkungen dieses Vorhabens in seiner ganzen Tragweite abschätzen zu können.“