Der geplante Lkw-Weg auf die Obere und Untere Kofler Alm befindet sich im Naturpark Rieserferner Ahrn, der als besonderes Schutzgebiet im Sinne des europäischen Schutzgebietssystems Natura 2000 ausgewiesen ist. Die von Experten durchgeführte Verträglichkeitsprüfung ergab eine klare Ablehnung des Erschließungsweges auf die Kofler Almen aus naturschutzfachlichen Gründen. Es werden nämlich sog. prioritäre Lebensräume (z.B. Lärchen-, Zirbenwald) und prioritäre Arten (z.B. Birk- und Auerhuhn, Uhu, Schwarzspecht) massiv beeinträchtigt.
Durch den Bau des geplanten Lkw-Weges sind naturnahe, subalpine Lärchenmischwälder mit nur geringer forstwirtschaftlicher Nutzung betroffen. Eine gezielte forstwirtschaftliche Bewirtschaftung des betroffenen Gebietes könnte auch mittels Seilkran von bestehenden Erschließungswegen aus erfolgen. Die Anlage eines neuen Weges ist somit aus forstwirtschaftlichen Überlegungen in Anbetracht des massiven Eingriffes in keiner Weise zu rechtfertigen.
Der vom geplanten Lkw-Weg durchschnittene Berghang ist stark exponiert und weithin gut einsehbar. Durch die in Teilabschnitten notwendigen Aufschüttungen ergibt sich ein weithin sichtbarer Eingriff. Der oberhalb der Waldgrenze liegende, landschaftlich äußerst reizvolle Bereich rund um die Kofler Almen zeichnet sich durch außergewöhnliche Ursprünglichkeit aus. Die Zerschneidung dieser sensiblen Wald- und Almhabitate durch einen Lkw-Weg würde einen massiven Eingriff in eine noch weitgehend unberührte und harmonische Symbiose von Natur- und Kulturlandschaft bedeuten. Sie ist somit aus landschaftsästhetischer Sicht klar abzulehnen.
Der gesamte Naturpark Rieserferner-Ahrn mit den Kofler Almen sowie die sechs weiteren Naturparke Südtirols besitzen aufgrund ihrer Ursprünglichkeit einen hohen Erholungswert für Touristen und Einheimische. Gerade diese beeindruckenden, ursprünglichen Berg- und Kulturlandschaften sind Südtirols "Kapital" von morgen. Sie sind Basis für eine starke zukunftsträchtige Tourismussäule in Südtirol und sollten deshalb in Bevorzugung öffentlicher statt privater Interessen nicht beeinträchtigt werden.
Die endgültige Entscheidung um die Erschließung der Kofler Almen besitzt eine große Tragweite. Sie stellt einen Präzedenzfall mit Signalwirkung für weitere, noch anstehende Almerschließungsprojekte innerhalb von Naturparken dar und sollte deshalb mit größtmöglicher Sorgfalt geprüft werden.
Um die traditionelle Almwirtschaft insbesondere in geschützten Gebieten auch künftig aufrecht zu erhalten, sollten vielmehr verstärkt Alternativkonzepte umgesetzt werden. So könnte beispielsweise die traditionelle Almwirtschaft in Naturparken durch spezielle Förderungen (z.B. höhere Alpungsprämien, Hubschrauberversorgung, etc.) unterstützt werden.