Freitag, 05. Oktober 2007 11:33

Eiszeit bei der internen Kommunikation oder gezielte Verwirrung?

Brennerautobahn/Dritte Fahrspur - Die Diskussionen über die dritte Autobahnspur reißen nicht ab, auch weil sich die Führung der Brennerautobahn AG anscheinend selbst nicht darüber im Klaren ist, was sie will. Wie sonst sind die diametral entgegenstehenden Aussagen von Präsident und Vize-Präsident zu verstehen? Eine dritte Fahrspur ist aber in jedem Fall die schlechteste aller möglichen Lösungen zur Transitfrage. Von intelligenter und zukunftsorientierter Verlagerungspolitik auf die Schiene in großem Stil keine Spur – eben diese zieht bei ihrer Realisierung noch mehr sinnlosen Umweg-Transitverkehr durch unser Land an.

Seit Tagen geistert nun die Meldung über die vermeintliche Erweiterung der Brennerautobahn um eine dritte Spur, als "dynamische Fahrspur" kaschiert, durch die Medien. Vizepräsident der Brennerautobahn AG, Benedikt Gramm, konnte gestern noch versichern, dass die dritte Autobahnspur auf Südtiroler Gebiet definitiv nicht in Frage kommt, worauf es auch prompt Beifall und Erleichterung bei einigen Bezirksvertretern des Unterlandes gab. Heute muss er und mit ihm die Südtiroler Bevölkerung zur Kenntnis nehmen, dass Autobahnpräsident Grisenti sehr wohl daran festhält, die dritte Spur bis nach Neumarkt zu verlängern. Handelt es sich hier "nur" um interne Kommunikationsfehler, Missverständnisse, oder steckt hier gezielte Falsch-Information und Irreführung dahinter?

Ein Ausbau der Brennerautobahn, ganz gleich in welcher Provinz und wie weit, ist aber in jedem Fall das falsche Signal für eine zukunftsorientierte Transit- und Mobilitätspolitik. Während in Nordtirol das Sektorale Fahrverbot eingeführt wird, um dem immer weiter ausufernden Transittourismus mehr schlecht als recht Herr zu werden, geht man diesseits des Brenners genau den entgegengesetzten Weg, indem man dem Schwerverkehr auch noch den roten Teppich in Form einer dritten Fahrspur ausrollt. Anstatt die Bedingungen zu verschärfen und so an andere Transitrouten anzupassen, resigniert man hier vor der Blechflut und schafft auch noch Anreize, eine Autobahn mit höherer Kapazität zu benutzen.

Ist das wirklich die von unseren Politikern so oft gepriesene Verlagerungsstrategie auf die Schiene, deren erfolgreiche Umsetzung ja dieses Jahrhundertmonstrum BBT erst rechtfertigen würde? Wen will man mit solch zweideutiger Politik noch überzeugen? Ein mit 6 Mrd. Euro veranschlagtes und letztendlich sehr wahrscheinlich 12-15 Mrd. Euro teures Loch durch unser Land brauchen wir erst recht nicht, wenn es nicht ausgenutzt wird und zu einer signifikanten Minderung des Warentransitverkehrs auf der Straße führt.

Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz fordert die politischen Entscheidungsträger und hier vor allem Landeshauptmann Luis Durnwalder und Mobilitätslandesrat Thomas Widmann auf, endlich die Karten auf den Tisch zu legen, Tacheles zu reden und für klare Verhältnisse zu sorgen. Wir fordern ein klares Nein zur dritten Autobahnspur in jeder Form und gleichzeitig ein entschiedenes Engagement unserer Volksvertreter in Rom für eine realistische Anhebung bzw. Angleichung der Transitkosten an Schweizer Verhältnisse. Dadurch fallen sofort und ohne jede weitere Maßnahme mindestens 300.000 LKWs jährlich weg - somit wird die Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer dritten Autobahnspur obsolet.

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