Der Earth Overshoot Day ist kein Feiertag, ganz im Gegenteil. Dieser Tag markiert jenen Punkt im Jahr, an dem die Menschheit eigentlich alle im jeweiligen Jahr zur Verfügung stehenden Ressourcen aufgebraucht hat. Mit anderen Worten, je früher der Tag des weltweiten Mehrverbrauchs eintritt, umso weniger nachhaltig leben wir. Heuer fällt dieser Tag auf den 2. August und damit auf das frühste Datum seit der globale Overshoot in den 1970er Jahren begann. Dies berechnet Global Footprint Network, eine Forschungsorganisation, welche dieses Datum mit ihrer Ressourcenbuchhaltung, dem Ökologischen Fussabdruck, berechnet hat. Die Berechnung des ökologischen Fußabdruckes dient dazu, die Ressourcenabhängigkeit zu messen und greifbar darzustellen. Denn für die allermeisten von uns ist ihr Ressourcenverbrauch nicht spür- und greifbar und damit etwas, worüber man sich auch keine Gedanken macht.
Wie aber können wir mehr Ressourcen verbrauchen, als zur Verfügung stehen? Dies ist möglich, weil wir mehr CO2 in die Atmosphäre ausstoßen als unsere Ozeane und Wälder in derselben Zeit absorbieren, weil wir unsere Weltmeere schneller leerfischen, als sich die Fischbestände erholen, und wir ganze Regenwälder schneller fällen, als sie nachwachsen. Wir nutzen also durch unseren Lebensstil die weltweiten Ressourcen intensiver als Ökosysteme sich regenerieren können. Rein rechnerisch bräuchte die Menschheit heute bereits 1,7 Erden. In den westlichen Entwicklungsländern sieht es dabei noch gravierender aus. Wenn alle Leute der Welt so leben würden, wie beispielsweise die Einwohner Italiens, bräuchte es bereits 2,6 Erden. Umgekehrt wären rechnerisch 4,3 Stiefelstaaten nötig um einmal den Verbrauch aller Italiener zu decken.
Dabei ist der Ausstoß von CO2 der am schnellsten wachsende Anteil des Ökologischen Fussabdrucks. Der sog. Carbon Footprint macht heute 60% des ganzen Ökologischen Fussabdrucks der Menschheit aus. Auch in Südtirol sind wir gefordert, an unserem Ressourcenverbrauch und den CO2-Emissionen zu arbeiten. Treiber sind hierzulande vor allem der Verkehr sowie Wärmebereitstellung (Heizen). Diese Bereiche sind trotz aller Anstrengungen, die in den letzten Jahren unternommen wurden, immer noch viel zu stark von fossilen Energieträgern abhängig. Im Hinblick auf den jährlich immer früher stattfindenden Earth Overshoot Day scheint es mehr als geboten, politische Entscheidungen rund um die Entwicklung Südtirols zukünftig grundsätzlich auch an den Auswirkungen auf den ökologischen Fußabdruck zu untersuchen. Denn laut Klimaplan stoßen wir auch in Südtirol immer noch zu viel CO2 aus und müssen uns weiterhin anstrengen, um die im Klimaplan vorgegebenen Ziele noch zu erreichen.
Mehr Info auf http://www.overshootday.org/newsroom/press-release-german/