Donnerstag, 12. September 2019 11:34

DVN - (Vermeintlicher) Profit vor Umweltschutz!

Die Machbarkeitsstudie zum Ausbau des Skigebietes "Gitschberg" und "Vals-Jochtal" wurde vom UVP-Beirat mit einem fundierten Gutachten und aus einer ganzen Reihe von ökologischen und landschaftlichen Gründen abgelehnt. Selbst die Landesregierung hatte einen ablehnenden Beschluss für ihre Sitzung vom 16. Juli auf ihrer Tagesordnung. Für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz und den Alpenverein ist unerklärlich, was den Sinneswandel ausgelöst hat, das Projekt am Dienstag dieser Woche doch zu genehmigen.

Die Auflagen sind allenfalls kosmetischer Natur, denn die ablehnenden Gründe des UVP-Gutachtens sprechen Bände und können nie und nimmer durch eine vom Landesbeirat für Baukultur und Landschaft begleitete Gestaltung der Bergstation ausgeglichen werden. (> UVP-Beirat-Gutachten im Anhang)

Am Dienstag dieser Woche hat die Landesregierung die Machbarkeitsstudie Ergänzende Eingriffe für die Entwicklung der Skizonen "Gitschberg" und "Vals-Jochtal" in der Gemeinde Mühlbach genehmigt. Dabei handelt es sich um die Erweiterung des Skigebietes zum „Kleinen Gitsch“. Die Genehmigung durch die Landesregierung ist mit der Auflage verbunden, dass für die Gestaltung der Bergstation der Aufstiegsanlage „Kleingitsch“ ein Gutachten des Landesbeirats für Baukultur und Landschaft eingeholt werden muss. In der Pressemitteilung des Landespresseamtes wurde es so dargestellt, als sei vom Umweltbeirat „vor allem der Bereich der Bergstation Kleingitsch kritisch betrachtet worden“.

„Der Umweltbeirat hat ein komplett negatives Gutachten erstattet,“ meint AVS-Präsident Georg Simeoni, „Neben den massiven Eingriffen für die Errichtung der Bergstation am Kleingitsch werden im Gutachten noch viele weitere kritische Punkte angeführt: Eingriffe entlang des noch weitgehend unberührten, sehr exponierten Geländerücken des Kleingitsch, Beeinträchtigung für einen ökologisch wertvollen Lebensraum und für das Wintereinstandsgebiet vom gefährdeten und störungsempfindlichen Birkwild, Zerstörung des Geländereliefs und der Vegetationsdecke durch massive Erdbewegungsarbeiten, Verlust des Natur- und Erholungswertes des Wandergebietes Kleingitsch.“

Es erscheint wie ein schlechter Scherz, dass man all diese und viele weitere fachlich sauber belegten Ablehnungsgründe mit der Auflage einer durch den Landesbeirat für Baukultur und Landschaft begleiteten Gestaltung der Bergstation kompensieren will.

Jeder der im Gutachten angeführten Gründe an sich ist schon ausreichend, um vom geplanten Vorhaben deutlich Abstand zu nehmen. Mit dem Verweis auf die Auflagen und das sozioökonomische Gutachten wurde das Projekt an diesem Dienstag von der Landesregierung dennoch genehmigt. Dabei stand das Vorhaben bereits im Juli auf der Tagesordnung der Sitzung der Landesregierung, damals war der Beschluss auf Ablehnung vorbereitet. Was zum plötzlichen Sinneswandel geführt hat, können nur die Mitglieder der Landesregierung selbst beantworten. Neue Erkenntnisse durch die Gutachten können es jedenfalls nicht gewesen sein. Diese liegen vollständig bereits seit Monaten vor.

Mit dem Verweis auf das positive sozioökonomische Gutachten hingegen bestätigt die Politik die Tatsache, dass in Südtirol im Zweifelsfall immer noch gilt: Ökonomie vor Ökologie. „Angesichts der globalen Herausforderungen wie der Klimakrise, dem Schwund der Artenvielfalt und der Lebensgrundlagen für die Menschheit sowie der Ankündigung der Landesregierung vor wenigen Monaten, verstärkt auf Nachhaltigkeit und Biodiversität setzen zu wollen, zeigt die Politik an diesen konkreten Entscheidungen leider ihre wahre Gesinnung“, stellt Klauspeter Dissinger, Vorsitzender des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz fest.

Mit dem Beschluss der Landesregierung zur Genehmigung der Eingriffe am Kleingitsch müssen die Umweltverbände feststellen, dass ihre Aufforderungen, die im Vorfeld der Entscheidung an die Mitglieder der Landesregierung ergangen sind, unberücksichtigt geblieben sind. Wir hoffen aber, dass bei der anstehenden Entscheidung der Landesregierung zum Glasturm am Rosengarten die Umweltargumente zumindest einmal die wirtschaftlichen Argumente aufwiegen werden.

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