Donnerstag, 04. März 2021 12:58

DVN - Verkehr und Transit verursachen gesundheitsgefährdende Stickoxide

Verkehr und Stickoxide - Eine neue Studie der Universität Innsbruck belegt den direkten Zusammenhang zwischen Verkehrsbelastung und gesundheitsgefährdenden Stickoxid-Emissionen. Neu ist aber der bisher offenbar vielfach unterschätzte starke Zusammenhang zwischen Verkehr und Stickoxiden. So belegt die Studie, dass Verkehr als Quelle der Stickoxidbelastung in Städten deutlich unterschätzt wird und für über 90 Prozent dieser Schadstoffe verantwortlich ist. Diese Erkenntnis ist einerseits verpflichtender Auftrag an die Lokalpolitik auf Gemeinde- und Landesebene, die Menschen und deren Gesundheit noch rigoroser vor den gesundheitsgefährdenden Emissionen des Verkehrs zu schützen. Andererseits werden durch diese wissenschaftlichen Studien aber auch die andauernden relativierenden und verharmlosenden Behauptungen und Aussendungen der Verkehrs- und Transitlobbys ad absurdum geführt.

Die Neue Südtiroler Tageszeitung berichtet heute auf ihrem Newsportal von einer neuen Studie des Innsbrucker Atmosphärenforschers Prof. Thomas Karl vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck. Karl und sein Team konnten in Messungen während des Lockdowns und am damit verbundenen Verkehrsrückgang zeigen, dass ein Großteil der Stickoxid-Emissionen tatsächlich vom Verkehr verursacht wird. Dieser Zusammenhang war bereits bekannt. Neu daran ist aber der offenbar bisher deutlich unterschätzte Anteil des Verkehrs an den Stickoxid-Emissionen. Karl und sein Team zeigen, dass in vielen europäischen Städten der Anteil der Stickoxid-Emissionen zu über 90% dem Verkehr zuzurechnen sei. Die bisher gebräuchlichen Modelle und Hochrechnungen wurden nun durch konkrete Luftmessungen und Integration von Wetterdaten verifiziert und weisen den Verkehr als eindeutigen Hauptverursacher der Stickoxide aus.

Diese neuen Erkenntnisse sind Auftrag und Verpflichtung an die Lokalpolitik auf Gemeinde- und Landesebene, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs zu setzen. Schließlich sind die politischen Entscheidungsträger in den Gemeindestuben und in der Landesverwaltung auch für die Gesundheit und die Unversehrtheit der Bürger verantwortlich.     
Auf EU-Ebene gilt seit über einem Jahrzehnt ein Jahresmittelgrenzwert für Stickoxide von 40µg/m³ Luft zum Schutz der Bevölkerung. Dass erhöhte Stickoxid-Konzentrationen eine absolut reale und ernste Bedrohung der Gesundheit sind, zeigt dabei auch der aktuelle Air Quality Report der Europäischen Umweltagentur:  Dieser weist für die EU-Mitgliedsstaaten rund 54.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr aus, die auf NO2 zurückzuführen sind. In Südtirol wird dieser Stickoxid-Grenzwert seit seiner Einführung entlang der gesamten Brennerautobahn kontinuierlich und massiv überschritten. Auch Erhebungen der letzten Jahre in städtischen Gebieten zeigten massive Grenzwert-Überschreitungen. Es ist nicht zuletzt auch aufgrund dieser neuen wissenschaftlichen Studie unerlässlich, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen.

Zudem widerlegen diese Untersuchungen auch die andauernden relativierenden und verharmlosenden Aussendungen der Verkehrs- und Transitlobbys. Die Handelskammer Bozen beschwert sich lieber in Rom und Brüssel über die verkehrs- und transitmindernden Maßnahmen auf Nordtiroler Seite, anstatt sich für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung in den urbanen Ballungsräumen und entlang der Brennerachse einzusetzen. Dabei zeigt gerade die aktuelle Covid-19-Krise, wie fundamental wichtig uns allen unsere Gesundheit sein sollte. Hoffentlich tragen solche Studien dazu bei, dass nun alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen.

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