Die Neue Südtiroler Tageszeitung berichtet heute auf ihrem Newsportal von einer neuen Studie des Innsbrucker Atmosphärenforschers Prof. Thomas Karl vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften der Universität Innsbruck. Karl und sein Team konnten in Messungen während des Lockdowns und am damit verbundenen Verkehrsrückgang zeigen, dass ein Großteil der Stickoxid-Emissionen tatsächlich vom Verkehr verursacht wird. Dieser Zusammenhang war bereits bekannt. Neu daran ist aber der offenbar bisher deutlich unterschätzte Anteil des Verkehrs an den Stickoxid-Emissionen. Karl und sein Team zeigen, dass in vielen europäischen Städten der Anteil der Stickoxid-Emissionen zu über 90% dem Verkehr zuzurechnen sei. Die bisher gebräuchlichen Modelle und Hochrechnungen wurden nun durch konkrete Luftmessungen und Integration von Wetterdaten verifiziert und weisen den Verkehr als eindeutigen Hauptverursacher der Stickoxide aus.
Diese neuen Erkenntnisse sind Auftrag und Verpflichtung an die Lokalpolitik auf Gemeinde- und Landesebene, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs zu setzen. Schließlich sind die politischen Entscheidungsträger in den Gemeindestuben und in der Landesverwaltung auch für die Gesundheit und die Unversehrtheit der Bürger verantwortlich.
Auf EU-Ebene gilt seit über einem Jahrzehnt ein Jahresmittelgrenzwert für Stickoxide von 40µg/m³ Luft zum Schutz der Bevölkerung. Dass erhöhte Stickoxid-Konzentrationen eine absolut reale und ernste Bedrohung der Gesundheit sind, zeigt dabei auch der aktuelle Air Quality Report der Europäischen Umweltagentur: Dieser weist für die EU-Mitgliedsstaaten rund 54.000 vorzeitige Todesfälle pro Jahr aus, die auf NO2 zurückzuführen sind. In Südtirol wird dieser Stickoxid-Grenzwert seit seiner Einführung entlang der gesamten Brennerautobahn kontinuierlich und massiv überschritten. Auch Erhebungen der letzten Jahre in städtischen Gebieten zeigten massive Grenzwert-Überschreitungen. Es ist nicht zuletzt auch aufgrund dieser neuen wissenschaftlichen Studie unerlässlich, endlich wirkungsvolle Maßnahmen zu setzen.
Zudem widerlegen diese Untersuchungen auch die andauernden relativierenden und verharmlosenden Aussendungen der Verkehrs- und Transitlobbys. Die Handelskammer Bozen beschwert sich lieber in Rom und Brüssel über die verkehrs- und transitmindernden Maßnahmen auf Nordtiroler Seite, anstatt sich für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung in den urbanen Ballungsräumen und entlang der Brennerachse einzusetzen. Dabei zeigt gerade die aktuelle Covid-19-Krise, wie fundamental wichtig uns allen unsere Gesundheit sein sollte. Hoffentlich tragen solche Studien dazu bei, dass nun alle gemeinsam am gleichen Strang ziehen.