Am gestrigen Donnerstagabend wurden im Lananer Gemeinderat die Projekte zur Schwallsanierung in der Falschauer präsentiert. Durch den diskontinuierlichen Betrieb des Wasserkraftwerkes in Lana und den Speicher in St. Pankraz kommt es in der Falschauer zu massiven Wasserstandschwankungen im Ausmaß von bis zu 1:20, innerhalb von Minuten und dies gleich mehrmals am Tag. Dass diese enorme Dauerbelastung eine absolut negative Auswirkung auf Flora und Fauna des Biotops Falschauermündung hat, liegt klar auf der Hand. Dabei geht es nicht nur um die Fische und andere Lebewesen im Wasser. Die gesamte Lebensgemeinschaft in diesem Natura-2000-Gebiet ist beeinträchtigt, da durch den täglichen Schwall für viele weitere Tier- und Pflanzenarten ihre Standorte, Lebensräume, Nahrungs- und Lebensgrundlagen degradiert werden. So haben beispielsweise Sand- und Kiesbrüter wie Flussregenpfeifer und Flussuferläufer keine Chance dort zu brüten.
Die Wasserrahmenrichtlinie der Europäischen Union fordert bis 2015 das Erreichen des „guten ökologischen Zustandes“ in allen Gewässern. Der Wassernutzungsplan sieht bei den Großkraftwerken die Senkung des Schwalls „auf ein verträgliches Maß“ vor. Beides ist im Falle des Schwalls in der Falschauer nicht gegeben. Daher ist absoluter Handlungsbedarf gegeben, handelt es sich ja bei beiden Normen nicht um Wunschlisten, sondern konkrete und verpflichtende Vorgaben.
Die Betreiber des Kraftwerk St. Anton in Bozen zeigen, wie die Senkung des Schwallbetriebes bei gleichzeitiger Erhöhung der Kraftwerksleistung gelingen kann. Im Frühjahr 2019 wird dort das neue Kraftwerkskonzept mit dem Bau eines unterirdischen Rückhaltebeckens in Betrieb gehen und somit die Talfer im Stadtgebiet von Bozen sowohl ökologisch als auch vom Gesichtspunkt der Sicherheit deutlich aufwerten. Wir dürfen nämlich nicht vergessen: Schwall ist nicht nur ein ökologisches Problem, sondern auch sehr gefährlich. Der beste Schutz vor Schwall ist, ihn erst gar nicht entstehen zu lassen.
Im Falle der Falschauer in Lana hat man viele Jahre mit Untersuchungen und Studien verloren. Da jetzt endlich Varianten auf dem Tisch liegen, sollte nun schleunigst mit der Umsetzung jener Variante begonnen werden, die einerseits den Schwall maximal reduziert, andererseits das umgeleitete Schwallwasser nochmals hydroelektrisch nutzt und so in ökologischer und ökonomischer Hinsicht Vorteile bringt.
Die Modernisierung der bestehenden großen Anlagen bei gleichzeitiger Verbesserung der Umweltsituation und Steigerung der Produktion muss grundsätzlich der Weg sein, den es in Südtirol einzuschlagen gilt. Der private Kraftwerksbetreiber Hellmuth Frasnelli macht es an seinen beiden Kraftwerken Mühlbach und St. Anton mustergültig vor. Allein die Steigerung der Produktion an diesen beiden Werken entspricht der Gesamtproduktion von Dutzenden Klein- und Kleinstkraftwerken in Südtirol. Dieser Aspekt wird in der müßigen Diskussion um das Auslaufen der Förderung für kleine und mittlere Kraftwerke leider nur allzu gerne ausgeblendet.
Für Gesamtproduktion, Energiewende, Versorgungssicherheit usw. sind die in Südtirol allzu vielen kleinen Werke belanglos. Und nicht zuletzt sind die Auswirkungen der Wasserkraftnutzung auf die biologisch-ökologischen Verhältnisse gerade in kleinen Fließgewässern viel gravierender als in größeren Fließgewässern.