Wert des Wassers
Seit dem Jahr 1992 wird jährlich am 22. März der Weltwassertag abgehalten, um auf die fundamentale Bedeutung des Wassers als Grundlage allen Lebens auf unserem Planeten aufmerksam zu machen und die Gesellschaft für Themen rund um den Erhalt und den Schutz der Ressource Wasser zu sensibilisieren. Die heurige Ausgabe steht dabei passenderweise unter dem Motto: „Wert des Wassers“.
Südtirol ist kein Vorbild
Auch in Südtirol wird der Weltwassertag jährlich medial aufgegriffen. Unter anderem macht auch der Dachverband seit vielen Jahren auf Missstände im Zusammenhang mit Umgang und Zustand von Wasser und Gewässern aufmerksam. Dennoch haben wir offensichtlich keine Sensibilität und kein Problembewusstsein zum Thema Wasser und Gewässer. Ein Blick auf die Meldungen des letzten Monats genügt: In der Plima im Nationalpark (sic!) Stilfser Joch werden Pestizid-Rückstände über den zulässigen Grenzwerten festgestellt. In Neumarkt gelangen große Mengen an Kunststoff-Granulat direkt in die Etsch. Vereine und Freiwillige tragen im Wochenrhythmus Unmengen an Müll an den Ufern von Bächen und Flüssen zusammen. Letzteres verdient Anerkennung und Dank. Gleichzeitig muss die Frage erlaubt sein: Wie kommt der Müll überhaupt dorthin?
Unser Umgang mit unseren Gewässern ist beschämend, jeder Bezug und jede Wertschätzung sind verloren gegangen. Der Weltwassertag mag zwar wichtig sein, um diese Themen publik zu machen. Wir brauchen aber einen grundlegend anderen, viel bewussteren Um- und Zugang zu unseren Gewässern.
Wertschätzenden Umgang mit Wasser vorleben
Mit gutem Beispiel voran gehen sollten dabei Politik und Verwaltung. Gerade dort sieht man aber leider allzu oft, welchen Stellenwert Wasser und Gewässer haben: Der Gewässerschutzplan ist auch im Jahr 2021 noch nicht definitiv beschlossen, dabei hätte er laut Landesgesetz seit 2003 in Kraft sein sollen. Ähnliches gilt für andere Fachpläne wie den Gesamt-Bonifizierungsplan des Landes. Obwohl laut Landesgesetz vorgesehen, findet sich von diesem Fachplan noch keine Zeile. Enttäuschend auch die Umsetzung der Umweltauflagen und der Umweltgelder der großen Kraftwerke. An Etsch, Puni und Falschauer haben wir auch zehn Jahre nach Übernahme der Betriebskonzessionen durch die landeseigene Energiegesellschaft ökologisch katastrophalen Schwall. Die Umweltgelder – gedacht für Ausgleichsmaßnahmen zur Kompensation der Schäden durch die Nutzung der Gewässer – werden lieber für alles Mögliche verwendet, nur selten aber dort, wo der Schaden der hydroelektrischen Nutzung am größten ist, nämlich im Fluss.
Was Politik und Verwaltung hier vorleben, ist alles andere als vorbildhaft. Im Rahmen des Weltwassertages muss auf diese Probleme aufmerksam gemacht werden. An den restlichen Tagen des Jahres müssen wir aber weit konsequenter als bisher daran arbeiten, diese auch tatsächlich zu lösen.