Die Welt wird durch Corona eine andere sein. Ein unvorstellbarer Paradigmenwechsel ist bereits im Gange: De-Globalisierung, Digitalisierung, Stärkung der kleinen und lokalen Kreisläufe, die Abkehr von Konsumismus, eine Abkehr vom Wachstumsdogma, der Ruf nach dem starken Staat ... diese und viele weitere Änderungen führen allesamt dazu, dass der bereits bisher künstlich am Leben erhaltene Betrieb des Bozner Flugplatzes noch stärker in Frage gestellt wird. Kleine Provinzflugplätze haben ausgedient. Daran gibt es nichts zu rütteln. Die vielen Dutzend Milliarden Euro, die jetzt rund um die Welt in die Fluglinien und Flugplätze gesteckt werden, zeigen nur, dass wir aus der aktuellen Krise noch nicht genug für die nächste gelernt haben.
Durch die Corona-Krise ist die Klima-Krise nämlich nicht weggeblasen. Auch wenn durch die soeben beendete Ausgangssperre die Emissionen von klimaschädlichen Triebhausgasen kurzfristig gesunken sein mögen, ist dies nicht mehr als der berühmte Tropfen auf den heißen Stein.
Auf lokaler Ebene haben wir die im Klimaplan Südtirol 2050 für das heurige Jahr anvisierten Klimaziele nicht annähernd erreichen können. Durch die aktuellen Erkenntnisse der Klimaforschung ist aber jetzt schon klar, dass die bisherigen Ziele des Klimaplanes gar nicht mehr ausreichen, um die weitere Klimaerwärmung auf ein verträgliches Maß zu beschränken. Genau diese Ziele, die wir schon bisher nicht erreichen konnten, werden wir daher weiter verschärfen müssen. Es liegt auf der Hand, dass dabei in erster Linie Strukturen wie der Flugplatz in Bozen hinterfragt werden müssen: Können wir uns dessen Betrieb mit Blick auf den Klimaschutz wirklich noch leisten?
In der aktuellen Corona-Krise wurde von politischer Seite unverhältnismäßig oft an den Hausverstand der Bevölkerung appelliert. Im Bezug auf den Bozner Flugplatz appellieren wir daher umgekehrt an den Hausverstand der Politik, angesichts der immensen Auswirkungen, die durch diese beiden Krisen auf uns zukommen, auch eine zukunftsfähige Lösung für den Bozner Flugplatz anzustreben.
Alle Möglichkeiten dazu hätte die Politik durch die Anwendung des DPR 201/2015 in der Hand. Damit wird das Land Südtirol nicht nur Herr im eigenen Haus und bestimmt direkt über die zukünftigen Konzessions- und damit Betriebsbedingungen des privaten Betreibers ABD mit, sondern verfügt auch wieder über jene Immobilien, die Herr und Frau Südtiroler mit den Steuergeldern bisher finanziert haben.