Der Artikel Nr. 16 des Landesnaturschutzgesetzes Nr. 6 aus dem Jahre 2010 scheint sehr klar und eindeutig. Absatz 1 führt aus: „Schützenswerte Nass- und Feuchtflächen sind: … ,Moore, …“ Im Absatz 3 wird die Pflicht zur Erhaltung solcher Lebensräume unterstrichen: „Schützenswerte Nass- und Feuchtflächen… sind zu erhalten“ und abschließend verbietet Absatz 4 jedwede Beeinträchtigung, indem präzisiert wird: „Maßnahmen, die zu einer Zerstörung oder sonstigen Beeinträchtigung der Flächen laut Absatz 3 führen können, sind unzulässig.“
So weit, so klar. Völlig unverständlich ist daher für den Dachverband für Natur- und Umweltschutz, wie es dennoch zu den Meliorierungsarbeiten an einem bestehenden Quellmoos in Olang kommen konnte. In den vergangenen Tagen wurde ein Großteil des Moores umgebaggert und damit beinahe zur Gänze zerstört. Fraglich ist, wie einerseits solche Arbeiten genehmigt werden können, wenn es einschlägige Landesgesetze gibt, die genau solche Eingriffe verbieten. Und andererseits muss auch die Frage nach der Kontrolle gestellt werden. Denn es waren nicht Behörden, sondern besorgte Bürger, die auf den Umstand aufmerksam gemacht haben.
Dieses Beispiel zeigt exemplarisch die Diskrepanz zwischen dem politischen Anspruch in Südtirol, das Land in den kommenden Jahren zu einem „Land der Artenvielfalt“ (O-Ton Pressekonferenz von LH Kompatscher, LR Schuler und LRin Hochgruber Kuenzer am 07.06.2019) machen zu wollen, und andererseits der Realität, in der Mechanismen zur Gesetzeseinhaltung auf mehreren Ebenen völlig versagen.
Bei aller Wichtigkeit von langfristigen und übergeordneten Biodiversitätsstrategien ist der Schutz des Bestandes am dringlichsten! Schaffen wir es nicht, den Verlust von noch vorhandenen Lebensräumen zu stoppen, relativieren sich alle noch so anspruchsvollen und ambitionierten Zielsetzungen in Sachen Artenschutz und Biodiversität für die Zukunft.
Südtiroler Landesregierung, werte PolitikerInnen, zeigt uns, dass ihr es wirklich ernst meint mit den Botschaften eurer Pressekonferenz Anfang Juni!
Quellmoos mit Wollgras in Olang