Der Verkehr auf der Brennerautobahn nimmt zu – Jahr für Jahr. Die gestern veröffentlichten Zahlen für das Jahr 2019 weisen zwar einen leichten Rückgang bei den Leichtfahrzeugen auf der Schwerverkehr ist allerdings überproportional stark gewachsen.
Die Gründe für die neuerliche Steigerung des Verkehrs – auch auf der Brennerautobahn – liegen auf der Hand: neoliberalistische Weichenstellungen in der Politik, Deregulierung und der Unwille, die Umwelt-, Gesundheits- und Infrastrukturkosten des Verkehrs dem Verursacher anlasten zu wollen. Verkehr ist nicht keine Naturkonstante und auch nicht Gott gemacht, sondern die Folge einer untätigen Politik, die einseitig bestimmte Lobbys und Interessen bedienen will oder muss. Die Rechnung hingegen bekommt die gesamte Gesellschaft serviert. Kontinuierliche gesundheitsgefährdende Grenzwert-Überschreitungen bei den Emissionen, ein ungebremster Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen, Unfall- und Staukosten, … Die Liste ließe sich beliebig fortsetzen.
Verkehr wird gemacht – von uns allen. Und er wird begünstigt, angelockt und subventioniert – von der Politik durch billigen Diesel in Nordtirol und günstige Mauttarife auf der Südseite des Brenners. Sofortmaßnahmen an diesen beiden neuralgischen Stellschrauben würden die Verkehrsbelastung und damit die Belastung für Mensch und Natur über den Brenner sofort, spürbar und nachhaltig entlasten. Die Anpassung der Mautpreise im gesamten Alpenraum an Schweizer Verhältnisse ist ein Muss, ebenso wie die Harmonisierung der Dieselpreise. Unumgänglich ist auch eine realistische CO2-Bepreisung. Angenehmer Nebeneffekt: Durch die Internalisierung dieser Kosten erhalten Produkte reale Preise und kleine Kreisläufe automatisch mehr Wert.
Die Nordtiroler Politik hat reagiert und setzt konkrete Maßnahmen zur Verkehrsregulierung. In Südtirol schaut man hingegen nur untätig zu. Dabei sitzen wir mit Nordtirol in einem Boot. Immer wieder streichen wir bei genehmen Themen die Rolle der EUREGIO und der guten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit hervor. Wenn es diese Zusammenarbeit aber mehr denn je bräuchte, hört man von der EUREGIO leider nichts. Anstatt den Nordtirolern Protektionismus vorzuwerfen sollte man mit ihnen zusammenarbeiten, um die Nordtiroler Maßnahmen auf die gesamte EUREGIO auszudehnen.
Wenn die Südtiroler Politik nicht endlich aus ihrem Dornröschenschlaf in Sachen Verkehr, Transit und Emissionen aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, werden wir auch im kommenden Jänner den nächsten Verkehrsrekord auf der Brennerautobahn feststellen – zum Schaden aller.