Die Errichtung einer dritten dynamischen Spur auf der A22 im Unterland klingt im ersten Moment einleuchtend, da der jetzige 3m breite Mittelstreifen auf 1m reduziert werden soll und dadurch die Notspur bei Bedarf als dritte Spur benutzt werden kann, ohne insgesamt die Autobahn verbreitern zu müssen.
Diese Maßnahme könnte zwar den Stau unmittelbar auf der Autobahn und die daraus resultierende Umweltbelastung längs der Autobahn reduzieren, die unweigerliche Folge ist aber, dass der Stau dann auf die jeweiligen Ein- und Ausfahrten der Autobahn verschoben würde. Es findet also sicherlich keine Reduzierung, sondern nur eine Verlagerung des Staus statt. Und zwar weg von der Autobahn hin zu den Zufahrtsstraßen der touristischen Hochburgen Südtirols, wo sich durch die zeitweilig erhöhte Kapazität der nahen Autobahn noch schneller noch mehr Staus bilden werden. Die A22 ist sicherlich nicht unterdimensioniert, nur weil sich an den bekannten Stauwochenenden zeitweilig Stau bildet - wie übrigens an diesen Tagen auf allen anderen Autobahnen im gesamten Alpenraum auch. Ursache hierfür ist der Samstag-Samstag-Zyklus im Tourismus, wo innerhalb eines Tages zehntausende Touristen an- und abreisen. Mit einer Erhöhung der Kapazität der Autobahn fördert man also direkt das Verkehrsaufkommen und die Stauwahrscheinlichkeit in den ohnehin schon verkehrsbelasteten Tälern, Städten und Dörfern.
Sehr viel effizienter, weitaus günstiger und sofort einsetzbar wären moderne Verkehrsleitsysteme auf der A22, die ab einem bestimmten Verkehrsaufkommen die Geschwindigkeit im davor (!) liegenden Abschnitt der Autobahn reduzieren, da die Kapazität einer Straße mit verringerter und gleichmäßigerer Geschwindigkeit ansteigt - ein hundertfach bewiesener Zusammenhang der modernen Verkehrsplanung! So kann das Entstehen von Staus vermieden werden bzw. werden Staus besser und schneller aufgelöst. Solche Maßnahmen werden bereits auf anderen Autobahnen getroffen, sind sehr erfolgreich, wobei das Einhalten der Geschwindigkeitsbegrenzung mittels "Tutor" (automatische Überprüfung der mittleren Geschwindigkeit eines Fahrzeuges auf einem Abschnitt) kontrolliert wird. In Italien wird dieses System bereits auf 1200 Autobahnkilometern mit Erfolg angewandt. Neben den positiven Auswirkungen auf den Verkehrsfluss haben diese Systeme noch einen weiteren nicht von der Hand zu weisenden Effekt: Sie machen die Autobahn sicherer!
Die Diskussion um den Ausbau der Flugplatzes mit dem Argument der besseren internationalen Erreichbarkeit ist hingegen reine Augenauswischerei. Ginge es dem zuständigen LR wirklich um eine bessere Erreichbarkeit des Wirtschafts- und Tourismusstandortes Südtirol via Flugverbindung würde er alles daran setzen, Südtirol besser und mit verlässlichen, schnellen und öffentlichen Verbindungen an bereits bestehende und funktionierende internationale Flughäfen anzubinden, welche ein ganzes Spektrum an internationalen Destinationen direkt erreichbar machen. Innsbruck ist von Bozen nur 120 km entfernt, der Flughafen von Verona gerade einmal 150 km. Die ständige "künstliche Beatmung" des Bozner Flugplatzes mit Millionen von Steuergeldern dient einzig und allein Prestigezwecken.
Die Exponenten der Südtiroler Wirtschaft starten durch
A22/Dynamische Spur -Der Präsident der Südtiroler Wirtschaftskammer hat in der vergangenen Woche über die Medien mit einem umfangreichen Forderungskatalog mit Maximalzielen zur Stärkung der Wirtschaftskraft in Südtirol aufhorchen lassen und die Landesregierung nickt diese Forderungen nun wohlwollend ab. Sowohl eine dritte sog. dynamische Autobahnspur soll nun "bei Bedarf" eingesetzt werden können als auch der Flugplatz Bozen ausgebaut werden, wie LR Widmann in einem Presseinterview nun unumwunden feststellt.