In einer Zeit, in der naturnahe Lebensräume in der Talsohle immer seltener werden, plädieren der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und das AVS-Referat für Natur und Umwelt dafür, bei der Bürgerbefragung am 7. April in Taufers gegen die hydroelektrische Nutzung des Rambachs zu stimmen. Sie sprechen sich grundsätzlich für den Erhalt natürlicher Wasserkreisläufe und deren Flora und Fauna aus.
Im Obervinschgau gibt es heute zahlreiche Kleinwasserkraftwerke, Kraftwerke mit mittlerer Nennleistung sowie drei Großkraftwerke, die einen wesentlichen Beitrag zur Stromerzeugung im gesamten Land leisten. Die meisten Gewässer werden sogar mehrfach abgeleitet und genutzt. Angesichts der fast 100%igen Nutzung der Bäche in dieser Region, muss als Ausgleich zumindest ein größerer Fluss mit seinem natürlichen Wasserregime erhalten bleiben. Auf Schweizer Staatsgebiet wurde der Rambach renaturiert und ist wichtiger Teil des Biosphärenreservats Val Müstair – Schweizer Nationalpark.
Die Südtiroler Landesregierung ist sich der Sensibilität der Ökosysteme am Rambach bewusst. Sie hat in ihrem Beschluss Nr. 282 vom 27. Februar 2012 (Ablehnung von Gesuchen zur Errichtung von Großableitungen am Rambach) u. a. festgehalten: „Eine Verminderung der derzeitigen Wassermenge beeinträchtigt wesentlich das ökologische Gleichgewicht“.
Der Rambach beherbergt heute auf den Abschnitten, welche einer natürlichen Dynamik unterliegen und Umlagerungsprozesse der Schotterbänke zulassen, äußerst seltene und schützenswerte Pflanzen wie die Deutsche Tamariske. Diese Arten und ihre Lebensräume sind durch das Naturschutzgesetz und durch die europäische Flora-Fauna-Habitatrichtlinie (FFH-RL) geschützt. Für den Erhalt dieser Arten und Lebensräume tragen wir Verantwortung.
Grundsätzlich muss den abstimmenden Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Taufers im Münstertal bei ihrer Entscheidung bewusst sein, dass ein Abstimmungsergebnis für die hydroelektrische Nutzung des Rambachs nicht bedeutet, dass die Gemeinde Taufers automatisch die Konzession dafür erhält. Vielmehr kann sich auch jeder Private um die Konzession bewerben – mit dem Risiko, dass die erzielten Gewinne nicht den Bürgern der Gemeinde zugute kommen.
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und das AVS-Referat für Natur und Umwelt sprechen sich für die Unterschutzstellung des Rambachs aus und weist darauf hin, dass eine Modernisierung der bestehenden Großkraftwerke ein Vielfaches von dem bringen würde als die hydroelektrische Nutzung des Rambachs. Anstrengungen zur Energieeinsparung und zur Energieeffizienz müssen in gleichem Maße vorangetrieben werden, wie an anderer Stelle die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Allein neue Kraftwerke zu bauen bringt uns nicht weiter, vielmehr ist es notwendig sich damit zu befassen, wie man die Energie besser nutzen kann.