Anlass für den Schlagabtausch ist die bisher ungeklärte Frage, ob der Probestollen die Quellen in der Gemeinde Brenner unwiederbringlich trockenlegen würde, wie aus einem dem UVP-Beirat vorgelegten Gutachten hervorgeht. Momentan befindet sich das Wasser im Berg. Ein Loch könnte aber das Reservoir anzapfen und das Wasser aus dem Berg herausschießen lassen. Da das Wasser einen enormen Druck aufweist, wäre ein Abdichten des Probestollens unmöglich, d.h. das Wasser müsste abgeleitet werden. Auch ein nachträgliches Abdichten des Berges wäre wahrscheinlich nicht mehr möglich.
Der UVP-Beirat hat nun am vergangenen Mittwoch das Teilstück des Probestollens von Aicha bis Pfitsch behandelt. Zanon: "Da ein Schutz der Quellen eventuell nur durch eine andere Trassenführung möglich ist, habe ich die Kollegen zu überzeugen versucht, dass der Vortrieb des Probestollens bis zur Pfitscher Grenze vielleicht schon falsch sei. Und ich habe auch zu vermitteln versucht, dass verantwortungsvolle Techniker zuerst planen und dann bauen." Diese Bedenken wurden allerdings niedergestimmt, das erste Teilstück des Probestollens genehmigt.
Der Dachverband für Natur- Umweltschutz sieht in dieser Situation ein weiteres Indiz für die beiden inkompatiblen Positionen von Walter Huber, der als UVP-Vorsitzender einem zumindest formal unabhängigen Experten-Gremium vorsteht, der als Ressortdirektor des Umweltlandesrates zugleich streng weisungsgebunden ist, wie aus dem Landesgesetz 10/1992 hervorgeht: "Der Ressortdirektor stellt die direkte Verbindung zwischen dem vorgesetzten Regierungsmitglied und den zugeordneten Abteilungen dar und sorgt dafür, dass die Richtlinien und Entscheidungen der Landesregierung und des vorgesetzten Regierungsmitgliedes zeit- und sachgerecht umgesetzt werden."
Wer die Hintergründe kennt, weiß, dass die UVP zum Probestollen deshalb schnell über die Bühne gehen soll, da ansonsten wegen der Neuwahlen in Italien mit einer mehrmonatigen Verzögerung zu rechnen ist. Aber auch dies ist für Zanon kein Grund für überhastete Entscheidungen: "Der UVP-Beirat hat die Pflicht, nach bestem Wissen und Gewissen zu entscheiden. Es ist ohnehin ein Problem, dass das UVP-Gutachten für die Landesregierung nur einen empfehlenden Charakter hat. Wenn aber die Landesregierung versucht, über einen Ressortdirektor politische Entscheidungen in den UVP-Beirat hineinzutragen, dann wäre es ehrlicher, den Beirat abzuschaffen."
Auch was den Brennerbasistunnel betrifft, ist Roman Zanon nach wie vor skeptisch. Denn das Problem mit dem überbordenden Transitverkehr müssen wir sofort angehen, nicht erst in 15 Jahren. Eine Lösung unserer heutigen Probleme ist aber bestimmt nicht ein Mega-Tunnel, dessen Finanzierung nicht gesichert ist, dessen Zulaufstrecken nur teilweise geplant sind und für den keine EU-rechtlichen Rahmenbedingungen für die Verlegung des Transitverkehrs von der Straße auf die Schiene bestehen.