Der Besuch von Italiens Premier Renzi an der BBT-Baustelle in Mauls am Samstag wurde auch dazu genutzt, um für das Tunnelprojekt Werbung zu machen. Infrastrukturminister Lupi versprach, sich in Brüssel für eine direkte Verlängerung der Konzession der A22 einzusetzen und somit die aktuelle Querfinanzierung des Tunnels durch die Mautgebühren der Autobahn auch weiterhin sicherzustellen. Pat Cox, der EU-Koordinator der TEN-Projekte, zu denen auch der BBT gehört, sicherte eine Bezuschussung des Projektes in Höhe von 40% zu, falls Italien seinerseits die notwendigen Mittel für den Bau bereitstellen würde. Matteo Renzi selbst sprach sich dabei „Ohne Wenn und Aber“ fürs BBT-Projekt aus und stellte dabei eine Inbetriebnahme des Tunnels „nicht später als 2025“ in den Raum.
Dies bedeutet aber mindestens ein weiteres Jahrzehnt Abgas- und Lärmbelastung entlang der Brennerachse. Auch Zusagen oder Versprechen für dringende Sofortmaßnahmen zur Entlastung der gesundheitlich beeinträchtigten Bevölkerung sowie eine garantierte Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene sowie einer Verlagerung des Güterverkehrs von der Bestandsstrecke in den Tunnel sowohl nachts als auch tags über wartete man allerdings vergebens. Dabei wären eine ganze Reihe von Maßnahmen bereits jetzt – auch ohne Tunnel – umsetzbar, um eine spürbare Entlastung der Brennerachse zu gewährleisten. Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz weist neben vielen Anderen bereits seit Jahren auf diesen Umstand hin.
Das Fehlen einer garantieren Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene wird dazu führen, dass der BBT ein reiner Personenverkehrstunnel bleibt und die Güter weiterhin auf der Straße bzw. der Bestandsstrecke transportiert werden. Bestes Beispiel dafür ist die neue Unterinntalstrecke, bei der es nur nachts zu einer Verlagerung von der Bestandsstrecke in die Unterinntal-Röhre kommt, also von Schiene auf Schiene.
In der Diskussion gar nicht beachtet werden auch nach wie vor die ca. 180 km Zulaufstrecken zum BBT, die südlich des Brenners noch fehlen. Dazu gehören auch die Strecken im Eisacktal und im Etschtal. Denn ohne diese Infrastruktur wird der BBT eine sprichwörtliche Kathedrale in der Wüste bleiben.
Diese problematischen Themen und offensichtlichen Mankos des BBT-Projektes sind endlich öffentlich anzusprechen und auf geeigneter Ebene zu diskutieren. Wenn dies nicht von europäischen und staatlichen Politikern gemacht wird, dann sollten endlich unsere Südtiroler Volksvertreter ihren Auftrag ernst nehmen und das Gemeinwohl ihrer Wähler/innen gegenüber Rom und Brüssel auch entsprechend einfordern.
BBT- Garantierte Verlagerung will niemand ansprechen
BBT/Verlagerung - Am vergangenen Samstag wurden anlässlich des Besuches von Premier Renzi an der BBT-Baustelle eine ganze Reihe von politischen Versprechungen abgegeben. Der Tunnel selbst sollte nicht später als 2025 in Betrieb gehen. Infrastrukturminster Lupi versprach seinen Einsatz zur Verlängerung der A22-Konzession, um die Querfinanzierung sicherzustellen. TEN-Koordinator Pat Cox wiederholte die Bereitschaft der EU, das Projekt mit bis zu 40% zu bezuschussen, wenn Italien seinerseits die notwendigen Mittel bereitstellt. Über Sofortmaßnahmen und eine garantierte Verlagerung des Transits von der Straße auf die Schiene sprach allerdings niemand. Dabei sind diese Themen im Moment prioritär.