Biologen - Offener Brief zur Gülle

Stellungnahme der Vereinigung Südtiroler Biologen zum Beschlussentwurf der LR vom 14.03.2016: Neue Gülle-Regelung in Natura-2000-Gebieten: Ist das das Ende für blumenreiche Goldhaferwiesen?

Grundlegende Bemerkungen
Ein aus naturschutzfachlicher Hinsicht nicht nachvollziehbare Regelung soll im neuen Beschluss der LR festgeschrieben werden. Blumenreiche, wenig intensive Gold- und Glatthaferwiesen (der sog. Wiesentyp C) dürfen künftig wieder mit Gülle gedüngt werden. Mit einem für Natura-2000-Gebieten erstaunlich hoch angesetzten Viehbesatz von 2,4 GVE/ha sind sie den intensiven Fettwiesen nahezu gleichgestellt (2,5 GVE/ha) und können genau wie diese entsprechend intensiv gedüngt werden.
Das Paradoxe an dieser neuen Regelung: Glatt- und Goldhaferwiesen in Natura-2000-Gebieten können nunmehr intensiver gedüngt werden als Wiesen im Bioanbau und Wiesen, für die EU-Prämien vorgesehen sind. Dies ist eine eindeutige Verschlechterung, was die nachhaltige Nutzung dieser Naturschutzflächen betrifft.
Wie man aus Studien und praktischen Erfahrungswerten weiß, vertragen Gold- und Glatthaferwiesen keine größeren Mengen an Gülle. Werden sie intensiv gedüngt, sind Biodiversität und Blumenreichtum nach wenigen Jahren unwiederbringlich verloren. Genau diese artenreichen Gold- und Glatthaferwiesen zählen aber EU-weit zu den nach der FFH-Richtlinie besonders geschützten Lebensräumen und müssen, um erhalten werden zu können, unbedingt weniger intensiv bewirtschaftet werden als wie es die die neue Gülle-Regelung vorsieht.
Das Verschwinden der Gold- und Glatthaferwiesen in Südtirol hätte aber auch für Italien Auswirkungen, da Südtirol einen besonders hohen Flächenanteil dieser zwei Wiesentypen aufweist. Ein großflächiger Verlust könnte Italien von Seiten der EU ein Vertragsverletzungsverfahren einbringen. In der Folge wäre auch denkbar, dass Südtirol auf Druck Roms Neuausweisungen von Natura-2000-Gebieten durchführen müsste.


Die Vereinigung Südtiroler Biologen fordert die Landesregierung auf, den vorgelegten Entwurf abzuändern und die Gold- und Glatthaferwiesen aus der Kategorie der intensiven Fettwiesen herauszunehmen und als eigene Wiesenkategorie getrennt zu behandeln mit entsprechend reduziertem Viehbesatz und einer maßvollen Düngung. Denkbar wäre auch, diese Wiesen mit Landschaftspflegeprämien zu bezuschussen, um auch für die Bauern einen Anreiz zu schaffen, diese ökologisch nachhaltig und dennoch wirtschaftlich zu bearbeiten.
Zudem fordert sie, die fachlich nicht begründete hohe Bestandszahl von 2,4 GVE/ha auf eine sinnvolle Anzahl zu reduzieren, so wie es von Experten bereits vorgeschlagen wurde.
Der Beschluss enthält noch etliche fachlich nicht nachvollziehbare Annahmen und Schlussfolgerungen, ist in Teilen widersprüchlich und unpräzise. Diese Mängel, die wir Punkt für Punkt aufgelistet haben, gilt es nachzubessern.

 

Die Kritikpunkte im Detail und der vollständige Text im Anhang

 

Weitere Stellungnahme auf salto.bz vom 23.03.2106 > http://www.salto.bz/article/23032016/wiedersehen-sechs-monaten