Trotz des für viele Teilnehmer äußerst ungünstig gewählten Termins an einem Wochentag um 09.00 Uhr morgens konnte der kleine Saal im Prenner-Haus in Brenner-Dorf die Interessierten kaum fassen, welche sich die Präsentation des Projektes sowie der UV-Studie nicht entgehen lassen wollten. Das Interesse am Projekt und der Diskussionsbedarf vonseiten der Bevölkerung dies- und jenseits des Brenners waren enorm, was auch die zahlreichen Wortmeldungen bereits während der sehr langgezogenen Präsentation zeigt.
Sehr kritisch sieht der Dachverband für Natur- und Umweltschutz die Auswirkungen auf die Flora und Fauna, da die Auswirkungen des Projektes in der UV-Studie als durchaus problematisch dargestellt werden. Das Ausmaß des Aus- bzw. Neubaus von Zufahrtsstraßen und die Einrichtung der 22 Baustellenplätze mit umfangreichen Erdbewegungen ist ein gewaltiger Eingriff in einem so sensiblen hochalpinen Gebiet mit spezialisierter Fauna. Zudem zeigen ornithologische Studien, dass zu den Hauptflugzeiten im Frühjahr und Herbst bis zu 5.000 (!) Vögel pro Stunde und Kilometer Flugroutenbreite den Brenner queren und dies vornehmlich in einer Höhe, die sich sehr gut mit dem Rotorenbereich der Windkraftanlage deckt. Das Windkraftprojekt gefährdet damit signifikant den Vogelzug über den Brennerpass, der als einer der prioritären europäischen Flugrouten für Zugvögel gilt. Gerade in diesem Bereich ist die dem Projekt zugrundeliegende Datengrundlage in qualitativer und quantitativer Hinsicht sehr mager und kann die Fragen zu den zu erwartenden Auswirkungen und möglichen Milderungsmaßnahmen sicherlich nicht ausreichend beantworten.
Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz unterstreicht in diesem Zusammenhang seinen Standpunkt nicht prinzipiell gegen die Nutzung erneuerbarer Energieträger, wie sie auch die Windkraft ist, zu sein. Für eine zukunftsweisende Nutzung dieser Energiequellen fordern wir die Politik aber auf, ein verbindliches raumplanerisches Instrument zu schaffen, in dem ganz klar jene Zonen ausgewiesen werden, welche nicht nur ökonomisch Sinn machen, sondern in erster Linie unter dem naturschutzfachlichen Aspekt für die Errichtung einer Windkraftanlage geeignet erscheinen - und dies bevor an willkürlichen Standorten Windparks genehmigt werden. Inhaltlich sind sowohl landschaftsästhetische Elemente zu berücksichtigen und zu bewerten, welche durch die erhöhte Sichtbarkeit an exponierten Standorten in den Alpen weit schwerer wiegen als etwa in der Ebene, als auch alle Eingriffe und Störungen auf Fauna und Flora, welche sich während des Baus, des Betriebs und des zu garantierenden kompletten Rückbaus aller Anlagenteile und weiterer Infrastruktur ergeben. Alle Gebiete, welche diesen Mindestanforderungen nicht entsprechen, sollen verbindlich von einer geplanten Windkraftnutzung ausgeschlossen werden, damit nicht auch in diesem Energie-produzierenden Bereich derselbe Wildwuchs entsteht, wie dies etwa bei der Wasserkraft der Fall war und immer noch ist.